Haus von Winfried Kretschmann: Wo wohnt der Politiker privat?

Ein bronzenes Lamm über der Eingangstür verrät es noch heute: Hier war mal die Dorfkneipe. Das ehemalige Gasthaus „Lamm" in Sigmaringen-Laiz ist seit Jahren das Zuhause von Winfried Kretschmann und seiner Frau Gerlinde.

Während andere Ministerpräsidenten in repräsentativen Dienstvillen residieren, lebt der 76-jährige Grünen-Politiker bewusst bodenständig im schwäbischen Dorf. Das historische Kienle-Haus unterhalb der Kirche St. Peter und Paul verkörpert alles, wofür Kretschmann steht: Tradition, Bescheidenheit und Heimatverbundenheit.

Mit einem geschätzten Marktwert zwischen 350.000 und 500.000 Euro ist es kein Luxusanwesen, sondern ein Stück gelebte Ortsgeschichte.

Haus von Winfried Kretschmann: Wo wohnt der Politiker privat?

Laiz bei Sigmaringen – hier schlägt das Herz des Ländles. 1.300 Einwohner, eine Kirche, ein paar Straßen und mittendrin das ehemalige Gasthaus „Lamm".

Wer genau hinschaut, entdeckt über der Eingangstür noch die bronzene Lammfigur, die an bessere Zeiten erinnert. Früher trafen sich hier die Dorfbewohner zum Feierabendbier, heute wohnt Baden-Württembergs mächtigster Mann in dem historischen Gebäude.

Die Entscheidung für Laiz war bewusst. Kretschmann hätte die Dienstvilla nahe Stuttgart haben können – mit allem Drum und Dran, was ein Ministerpräsident so braucht. Er wollte nicht. „Des braucht's net", würde der Schwabe wohl sagen. Stattdessen pendelt er lieber die 120 Kilometer nach Stuttgart, als seine Wurzeln aufzugeben.

Das Haus selbst erzählt Geschichten. Die Familie Kienle führte hier über Generationen die Gaststätte, bis der Zeitgeist und veränderte Trinkgewohnheiten dem Dorfleben den Garaus machten. Wie so viele Wirtshäuser im ländlichen Raum schloss auch das „Lamm" seine Pforten. Für Kretschmann und seine Frau war es die Chance, ein Stück Heimatgeschichte zu bewahren.

Vom Stammtisch zum Wohnzimmer: Die spektakuläre Verwandlung des Dorfgasthauses

Die Transformation vom öffentlichen Gasthaus zum privaten Wohnraum war aufwendig, aber behutsam. Die dicken Mauern aus dem 19. Jahrhundert blieben, ebenso der Charakter des Hauses. Wo früher Stammtische standen, ist heute vermutlich das Wohnzimmer. Der ehemalige Schankraum wurde vielleicht zur Küche.

Genaue Details? Fehlanzeige. Die Kretschmanns halten ihr Privatleben privat.

Was man weiß: Es gibt keinen Pool, keine Sauna, keinen Fitnessraum. Das Haus ist groß genug für ein Politikerpaar, dessen fünf Kinder längst ausgezogen sind. Mit geschätzten 140 bis 200 Quadratmetern Wohnfläche bietet es Platz für Familientreffen, aber keinen Prunk. Der Garten drumherum ist schwäbisch gepflegt – Rasen, Obstbäume, vielleicht ein Gemüsebeet.

Die Nachbarn schätzen die Normalität. Kretschmann grüßt beim Spaziergang, seine Frau kauft beim örtlichen Bäcker ein. Nur die gelegentlichen Polizeistreifen erinnern daran, dass hier kein normaler Rentner wohnt. Während der Bauernproteste 2024 musste das Haus sogar bewacht werden – ein seltener Einbruch der großen Politik ins beschauliche Dorfleben.

Schnäppchen oder Schätze? So viel kosten historische Gasthäuser in Schwaben wirklich

Sigmaringen-Laiz ist kein Hotspot des Immobilienmarkts. Hier explodieren keine Preise, hier wird solide gebaut und gewohnt. Ein saniertes historisches Gebäude wie das ehemalige Gasthaus „Lamm" würde heute zwischen 350.000 und 500.000 Euro kosten – je nach Zustand und Ausstattung.

Vergleichbare Objekte in der Region:

  • Historische Bauernhäuser: 145.000 bis 395.000 Euro

  • Ehemalige Gasthöfe: 250.000 bis 600.000 Euro

  • Mehrfamilienhäuser: bis 900.000 Euro

  • Durchschnittspreis pro Quadratmeter: 2.500 bis 3.500 Euro

Für Stuttgarter Verhältnisse sind das Schnäppchenpreise. In der Landeshauptstadt würde ein vergleichbares Objekt locker das Dreifache kosten. Aber Kretschmann will ja auch kein Stuttgarter sein. Er ist Laizer, durch und durch.

240 Kilometer täglich: Warum der Ministerpräsident lieber pendelt als in Stuttgart zu wohnen

Jeden Morgen, wenn er nicht in Stuttgart übernachtet, steigt Kretschmann in seinen Dienstwagen. Die Fahrt nach Stuttgart dauert anderthalb Stunden – Zeit zum Nachdenken, Telefonieren, Akten lesen. Abends geht's zurück ins Dorf, wo die Welt noch in Ordnung scheint.

Diese Bodenständigkeit ist kein Marketing-Gag. Kretschmann wurde 1948 in Spaichingen geboren, nur 30 Kilometer von Laiz entfernt. Die Region ist seine Heimat, hier kennt er jeden Hügel, jedes Tal. Als Lehrer unterrichtete er jahrelang in Sigmaringen, bevor die Politik ihn nach Stuttgart zog.

Das Haus in Laiz ist mehr als nur Wohnsitz. Es ist ein Statement. Während andere Politiker in Berliner Altbauwohnungen oder Münchner Villen residieren, bleibt Kretschmann seiner schwäbischen Heimat treu. Das macht ihn authentisch – und bei vielen Wählern beliebt.

Polizeischutz meets Dorfleben: Wenn die Hundertschaft vorm Gasthaus parkt

Die Sicherheitsvorkehrungen sind dezent, aber vorhanden. Kameras an strategischen Punkten, verstärkte Türen und Fenster, regelmäßige Polizeistreifen. Beim Höhepunkt der Bauernproteste 2024 campierte sogar eine Hundertschaft vor dem Haus. Die Laizer nahmen's gelassen – „gehört halt dazu", wenn der Nachbar Ministerpräsident ist.

Die meiste Zeit herrscht aber dörfliche Ruhe. Kretschmann kann ungestört im Garten werkeln, mit dem Hund spazieren gehen oder auf der Terrasse sitzen. Die Anonymität der Großstadt hat er gegen die Geborgenheit des Dorfes eingetauscht. Ein Deal, den er nie bereut hat.

Seine Frau Gerlinde ist die Seele des Hauses. Als gelernte Lehrerin und Mutter von fünf Kindern managt sie den Alltag, während ihr Mann das Land regiert. Gemeinsame Abende sind kostbar, gemeinsame Wochenenden noch mehr. Das Haus in Laiz ist ihr Rückzugsort, ihre Festung gegen die Hektik der Politik.

Dicke Mauern, dünne Brieftasche? Was das Kretschmann-Haus über schwäbische Werte verrät

Das ehemalige Gasthaus „Lamm" wird nie in Architekturmagazinen auftauchen. Es gewinnt keine Design-Preise, es beeindruckt keine Staatsgäste. Aber es hat etwas, was keine Luxusvilla bieten kann: Seele und Geschichte.

Die dicken Mauern haben Generationen von Dorfbewohnern erlebt. Hochzeiten wurden hier gefeiert, Beerdigungen begangen, Stammtische gehalten. Diese Geschichten stecken noch in den Wänden, auch wenn die Zapfhähne längst abmontiert sind.

Kretschmann hätte sich jedes Haus leisten können. Als Ministerpräsident verdient er rund 280.000 Euro im Jahr. Aber Geld war nie sein Antrieb. „Reich ist, wer wenig braucht", hat er mal gesagt. Das Haus in Laiz ist der Beweis dafür.

Nach der Politik zurück an den Stammtisch? Die Zukunftspläne fürs Kienle-Haus

Was passiert, wenn Kretschmann eines Tages nicht mehr Ministerpräsident ist? Das Haus wird bleiben, so viel ist sicher. Es ist kein Amtssitz, sondern Privatbesitz. Hier werden vermutlich die Enkel spielen, hier werden Familienfeste gefeiert, hier wird der Ruhestand gelebt.

Für die Laizer bleibt Kretschmann auch nach der Politik ihr prominentester Nachbar. Das bronzene Lamm über der Tür wird weiter von der Geschichte des Hauses erzählen – vom Dorfgasthaus zum Ministerpräsidentenheim und wieder zurück zum ganz normalen Wohnhaus.

Der Immobilienmarkt in Laiz wird von Kretschmanns Präsenz kaum beeinflusst. Die Preise bleiben moderat, das Dorfleben ruhig. Vielleicht ist das der größte Luxus, den sich der Ministerpräsident gönnt: die Normalität.

Fazit: „Des Haus isch koi Villa, aber's isch dahoim"

Winfried Kretschmanns Wohnsitz ist ein Anti-Statement zur politischen Protzkultur. 

Das ehemalige Gasthaus „Lamm" in Sigmaringen-Laiz verkörpert schwäbische Bescheidenheit und Traditionsbewusstsein. Mit einem geschätzten Wert von 350.000 bis 500.000 Euro liegt es im soliden Mittelfeld des regionalen Immobilienmarkts – weit entfernt von den Millionenvillen anderer Spitzenpolitiker.

Das bronzene Lamm über der Tür ist mehr als Dekoration. Es erinnert an die Gasthaus-Vergangenheit und symbolisiert Kretschmanns Verbundenheit mit der Region. Hier ist er nicht der mächtige Ministerpräsident, sondern der Winfried aus Laiz. 

Ein Mann, der lieber täglich 240 Kilometer pendelt, als seine Wurzeln aufzugeben. Das Haus mag keine architektonische Sensation sein, aber es ist authentisch – genau wie sein Bewohner.

Carlos Arad
AUTOR

Carlos Arad

Carlos ist Autor bei Omaze Deutschland und schreibt seit Jahren zu Themen rund um Finanzen, Lifestyle und Immobilien. Seine Leidenschaft für besondere Immobilien hat er bereits in seiner Kindheit als Sohn eines Bauleiters für sich entdeckt.